Werke in Ausstellungen

Unberührt Berührt

Ausstellung der Künstler*innenmitglieder des Württembergischen Kunstvereins

2. September – 1. Oktober 2023

Alle zwei Jahre kuratiert der Württembergische Kunstverein eine Ausstellung seiner Künstler*innenmitglieder, für die jeweils ein Thema ausgeschrieben wird und bei der alle formal und inhaltlich adäquaten Einreichungen berücksichtigt werden. In diesem Jahr kreist sie um Aspekte des Berührens und berührt Werdens, des Begreifens und des Übergriffs, des Unberührten und Unberührbaren. Im Zentrum stehen Grenzen, Nähe- und Distanzverhältnisse.

Eine der zentralen Erfahrungen der Pandemie war das Gebot der Distanz und des Nicht-Berührens. Nähe und Berührung wurden plötzlich als Gefahr erlebt und mit einer begründeten Angst vor Übertragung, Krankheit und Tod belegt. Das tiefe menschliche Bedürfnis nach Berührung musste zurückgestellt werden, geriet für viele zur Sehnsucht.

Zugleich wurde die verordnete Distanz auch als angenehm und befreiend empfunden, denn Nähe und Berührung können auch übergriffig sein und eine Grenzüberschreitung darstellen. Nähe- und Distanzverhältnisse zwischen Menschen sowie zwischen Menschen und anderen Lebewesen oder Dingen müssen individuell wie gesellschaftlich immer wieder neu verhandelt werden: zum Schutz der Persönlichkeit, der Freiheit, der Umwelt … In der Kunst ist das Berührungsverbot zum Schutz des Kunstwerks allgegenwärtig. Kunst berührt uns zugleich ganz ohne Körperkontakt, was eines ihrer größten Potenziale darstellt. Doch auch hier geht es um die Auseinandersetzung mit Grenzen im Hinblick auf emotionale Überwältigung und Manipulation oder Verletzung.

Die über 250 Werke umfassende Ausstellung zeigt höchst unterschiedliche künstlerische Ansätze zu diesen Fragen. Sie vermittelt einen beeindruckenden Überblick über die große Vielfalt ästhetischer Praktiken unter unseren Mitgliedern und ist zugleich Ausdruck und Resultat ihres großen Engagements für den Kunstverein.

GRENZEN DER AUFKLÄRUNG
thematische Gruppenausstellung

Ob Sonnenschein, ob Sternenfunkel:
Im Tunnel bleibt es immer dunkel.'

Dieses Distychon von Erich Kästner transponiert die Zielstrebigkeit, die einen Berg durchbohrt, auf eine Geisteshaltung. Aus fahrzeitbasierter Unabhängigkeit wird Verbohrtheit, Beschränktheit: der Tunnelblick.

Der Zweizeiler ist überschrieben mit 'Grenzen der Aufklärung', eine wenigstens kritische Relativierung der Epoche, die als Synonym mit der Metapher des Lichts (les lumières) verschmilzt.

Vielleicht geht es auch um eine Ambivalenz zwischen rationalen, linearen Betrachtungen und einem von sinnlicher Hingabe geprägten Schauen auf lyrisch kosmische Aspekte der Wirklichkeit.

Stuttgart hat durch seine Topographie eine lange und zuletzt konfliktgeladene Tradition des Untertunnelns. In unmittelbarer Nachbarschaft von Oberwelt befindet sich mit dem Schwabtunnel der bei Fertigstellung 1886 breiteste Tunnel Europas. Als am 04. Dezember 1902 erstmals die Straßenbahn hindurch fuhr, wurde er auch einer der ersten Straßenbahntunnel. Schließlich war er der erste Tunnel weltweit, durch den ein Automobil fuhr.

Die thematische Gruppenausstellung schöpft aus den realen lokalen Gegebenheiten ins Metaphorische und Dialektische.

Eröffnung Freitag, 15. September, 19:00 Uhr
Besichtigung der Ausstellung bis 30. September n.V.

Ausgehend von Kants Wahlspruch der Aufklärung „Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ werden wir uns mit der Bedeutung der Aufklärung befassen und deren Chancen und Grenzen erkunden. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Gedankenaustausch.