Was verbirgt sich hinter den schwarzen Türen? 

Museum/Art Plus/2014/Pressetext

Wie aus einem Dialog ein Trialog wird: Ein spannendes Konzept des Künstlerbundes Baden-Württemberg trägt Früchte // Zur aktuellen Ausstellung im Museum Biedermann Donaueschingen. Jeder will einzigartig sein. Vor allem Künstler möchten und sollten ihre unverkennbare Handschrift herausarbeiten. Doch der Künstlerbund Baden-Württemberg hat ein ungewöhnliches Ausstellungskonzept ausprobiert: nicht das einzelne Mitglied steht im Vordergrund, sondern kleine Gruppen von Künstlern erarbeiten gemeinsam eine Position. Im bereits zu Ende gegangenen ersten Teil der Ausstellung „Dialog-Trialog“ hat je ein Künstlerbundmitglied einen Gast eingeladen und mit ihm zusammen eine künstlerische Position gezeigt. Jetzt im zweiten Teil der Ausstellung ist aus dem Dialog ein Trialog geworden. Die insgesamt 21 Künstlerpaare haben jeweils einen weiteren Ausstellungsgast hinzugebeten, während das Künstlerbundmitglied zurückgetreten ist und stattdessen nun als Kurator wirkte. Wie sieht das konkret aus? Was verbirgt sich beispielsweise hinter den schwarzen Türen? Philipp Morlock, einer der ersten Künstlergäste im Teil eins der Ausstellung, hat Türen schwarz lackiert und daraus eine rechtwinklige, zweigeschossige Türenwand gebaut. Massiv, groß und ein wenig abweisend versperrt sie dem Betrachter die Sicht auf das, was sich dahinter befindet. Durch diese Türen kommt man nicht hindurch. Ästhetisch aber zugleich ziemlich bedrohlich glänzt der schwarze Monolith im Raum. Im ersten Teil der Ausstellung hat Friedemann Flöther - Künstlerbundmitglied und somit Gastgeber dieses Künstlerpaares - eine Rakete dahinter positioniert, die man jedoch nur gesehen hat, wenn man das Rechteck umrundet hatte. Auch Flöther arbeitet mit Kontrasten: seine Rakete ist mit einer zartrosafarbenen Mustertapete beklebt, die im Widerspruch zu der Form des Flugkörpers steht, mit dem die Menschen auf dem Mond gelandet sind, ihre Träume verwirklichen und hoch hinaus wollten. Zum aktuell im Museum Biedermann zu sehenden Trialog haben die beiden Künstler Klaus Fabricius eingeladen, dem das Konzept auf Anhieb gefiel: „Das ist enorm spannend, ich wollte auf die Türenwinkel reagieren und nach Ortsbesichtigung und Bedenkzeit habe ich elektrisiert mit gemacht. Ich habe den Beiden gesagt, dass ich mir etwas einfallen, aber nicht gerne reinreden lasse. Für die Beiden war es volles Risiko“, erinnert sich Fabricius. Flöther hat also seine Tapetenrakete abgebaut und den Platz an seinen Kollegen abgetreten.

„Ich bin mit meiner Holzkonstruktion und Baustellenplane ebenfalls die vier Meter hoch gegangen, die Morlocks Kunstinstallation vorgab, um damit Gemeinschaft zu signalisieren. Mit den Schraubzwingen kralle ich mich an seiner Kunst fest“, erklärt Fabricius. Der aus Paderborn stammende und in Stuttgart lebende Künstler hat eine Art „Selbstporträt“ entworfen, eine Innenraumsituation, die jede Menge Entdeckungsmöglichkeiten bietet. Drinnen steht ein Tisch, allerdings auf wackeligem Grund: je eines der Tischbeine steht entweder auf Tellern, einem unbehauenen Stein, einem Papierblock und einem Sack. Das Zentrum, der Versammlungsort ist in Schieflage geraten. Darauf ein Steinkreis, mit Steinen die Fabricius am Bodensee fand und deren Maserung eine Linie bilden. Eine Bibel mit eingeklemmter Krähenflügelschwinge, ein kleiner Fernseher mit goldener Mattscheibe: lauter merkwürdige, absurde Details drapiert dieser Bildhauer hier in seine 3D Collage. „Erst am Ausstellungsort hat sich das Werk zu einem Gesamtbild gefügt. Ich kam mit der Idee und dem Material ins Museum und während des Bauens und Stellens, habe ich entschieden was wirklich geht und passt. Es war ein kreativer Prozess, bei dem sich vor Ort eine begehbare Skulptur herausgebildet hat“ erklärt Fabricius.

Eine Radierung hängt an einer Wand, auf einem Balken liegt ein angebissener goldener Apfel, ein Hörl-Hase hockt in der Ecke, gegenüber lehnt eine Axt. Und draußen vor der Tür befindet sich ein kleines, aus Briketts und goldener Erbse zusammen gefegtes Universum. „Ich wollte Erinnerungen wachrufen, inspirieren. Die Installation kann wie ein Bild gelesen werden, das Stimmungen erzeugt, die wir spontan annehmen oder ablehnen können, die aber berühren“, beschreibt Fabricius. Flöther und Morlock sind ohne Vorbehalte zufrieden mit dem Ergebnis. Während der Dialog die Welt der Kontraste thematisierte, wird beim Trialog aus den Teilen ein wundersames Ganzes, das seine Geheimnisse bewahrt. Und wer einen Blick hinter die schwarzen Türen wagt, wird mit vielen Geschichten belohnt