Staunen über die Welt 

Dr. Markus Döbele/1994

Der erste Blick auf die Malerei Fabricius zeigt unorthodoxe Materialien: Oft sieht man Papier oder Folie auf durch Ritzen quellenden PU-; Schaum (ein Spritzschaum, der zur Abdichtung auf Baustellen verwendet wird) gepresst oder Gips mit starken erdkrustenartig- en Brüchen. Manchmal werden Kopien in die Bildkomposition einbezogen. Das Resultat sind reliefartige, stark malerische Bilder. Besonders der PU-Schaum unter der zäh welligen Papierschicht erlaubt Fabricius ein Arbeiten in die Tiefe des Malgrundes so entstehen Krater, Schnitte und Spalten. Neben der Farbe setzt Fabricius transparente Folien und Kopien, besonders vergrößerte Kopien, als Mittel ein, um den malerischen Eindruck zu steigern. Die Kopien reduzieren zum einen die Darstellung auf Schwarz und Weiß und zum anderen wird die Darstellung besonders bei den Vergrößerungen immer undeutlicher. Ähnlich verhält es sich mit den verschleiernden, transparenten Folien. Manchmal verschleiert Fabricius auch Photos mit einer Art unreinem Kunstharz, das die Darstellung in der Tiefe des Materials nur noch mystisch erahnen läßt.Die Bilderwelt Fabricius wird hauptsächlich durch zwei Motive bestimmt: Kathedrale und Wolkenkratzer. Das Bild "Platz der Kathedralen" zeigt, Das Kathedrale und Wolkenkratzer für dasselbe Phänomen stehen, das Fabricius "Kathedrale" nennt.Denn dieser Begriff wird im Bildtitel im Plural verwendet, auch während auf dem Bild nur "eine" stilisierte, einem Bischofshut ähnelnde, Kathedrale zu erkennen ist. Auf demselben Werk sind eine Gruppe von Kuben dargestellt, die einer Gruppe von Wolkenkratzern ähneln. Versteht man diese ebenfalls als "Kathedralen", wird der Plural im Bildtitel verständlich. Es scheint, daß diese, in den Bildern Fabricius immer wiederkehrende Zeichen, ein Phänomen visualisieren, das die Gedankenwelt des Künstlers ’’  permanent umtreibt, das sich in den ’ Bildern nicht erkennen aber erahnen läßt. Ohne interpretierend  mich zu sehr festzulegen, möchte ich dieses Phänomen "die funktioniert; funktionierende Masse" nennen. Viele glauben darin das Drama unserer modernen Welt widergespiegelt zu sehen. Fabricius aber scheint es als ein : archaisches Phänomen zu begreifen, denn er stellt seine "Kathedralen" auf einen krustigen Boden, der wie eine leuchtende "Erdscholle" aussieht. Auf das geheimnisvoll archaische deuten auch die drei Gebilde, die Baukränen ähneln. Gleichzeitig können sie auch als Kreuze gesehen werden. Dann verwandelt sich die profan empfundene Erd- Scholle plötzlich zum Kalvarienberg. Es scheint unwichtig, ob ein sakrales oder profanes, ein modernes oder altes, ein spezielles oder allgemeines Phänomen thematisiert wird. Klaus Fabricius’ Staunen über die Welt, das er in seinen Bildern ausdrückt geht über diese Kategorien hinaus.